Details | 0Hier finden Sie einige aktuelle Informationen zu afghanischer Musik im Exil in Europa:

* Afghanische Musiker*innen in Europa
* Dokumentation und Forschung zu afghanischer Musik
* Instrumentenbauer traditioneller Instrumente
* Afghanische Musik lernen und lehren
* Afghanische Musikszene im Spiegel der Kulturpolitik 

Über Tausend Jahre gehörte das heutige Afghanistan zum persischen Reich. Das Land hatte eine musikalisch-poetischen Hochkultur. So wurde auch der berühmte Sufi-Mystiker Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī (genannt Mevlana) 1207 in der Provinz Balch nahe Mazar-i-Sharif im heutigen Afghanistan geboren. Bis zum 18. Jahrhundert gab es wechselnde Herrschaften von paschtunischen Stämmen, Mongolen, Perser und Indien. Ab dem frühen 19. Jahrhundert kollidierten russische und britische Kolonialinteressen in Afghanistan, es kam zu Teilungen des Landes und zu kriegerischen Einmischungen durch Russen und Engländer. Die heutigen Grenzen Afghanistans wurden 1921 mit der Anerkennung der Unabhängigkeit des Landes durch Großbritannien und Russland festgelegt.  
Während des Ersten Weltkriegs versuchte das Deutsche Reich, Afghanistan in den Krieg Frankreich, Russland und Großbritannien zu ziehen. In Wünsdorf bei Berlin wurden ab 1914 zwei zentrale Lager für alle muslimischen Kriegsgefangenen des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten Österreich-Ungarn eingerichtet. Die Gefangenen der Lager wurden auch ethnologischen Untersuchungen ausgesetzt, um die vermeintliche kulturelle Überlegenheit Deutschlands zu demonstrieren. So wurden von der Königlich Phonographischen Kommission des preußischen Kultusministeriums 1916 – 1918 Tonaufnahmen mit moderner Aufnahmetechnik - Grammophon und Phonograph – gemacht, um Sprache und Musik der ausländischen Soldaten zu dokumentieren. So entstanden u.a. 1916 die wahrscheinlich ältesten und musikwissenschaftlich bedeutsamen historischen Tonaufnahmen afghanischer Musik, die heute im Lautarchiv der Humboldt Universität Berlin liegen: Aufnahmen eines afghanischen Sängers names Abdul Kadir Khan.
Nach der Unabhängigkeit Afghanistans bestand von 1926 bis 1973 ein konstitutionelles Königreich. In den 1960/ 1970er Jahren hatte Afghanistan eine reiche und vielfältige Musikkultur. Es gab die Kunstmusik von Kabul und anderen Städten wie Herat, Kandahar und Mazar-i-Sharif; moderne populäre Musik, die vor allem vom legendären Radio Kabul verbreitet wurde. Kabul war in dieser Zeit eine kosmopolitische Stadt mit vielen Touristen. In dieser Goldenen Zeit gab es ein eigenes Musik- und Künstlerviertel in Kabul mit Pop, Jazz, Tanzmusik.  
Und es gab eine Fülle regionaler „Volksmusik“-Stile, die charakteristisch für verschiedene ethnische Gruppen waren, die in verschiedenen Teilen des Landes lebten. Daneben gab es auch religiöse Rezitation und Gesang, die jedoch nicht in die afghanische Kategorie von „Musik“ fallen, da sie ohne Instrumente praktiziert werden.

Details | 0Afghanistan geriet während der Russischen Invasion 1978 ins Fadenkreuz der Weltpolitik und in der Folge politische Zensur und Attentate auf Musiker, da die Russen Musik nur Musik im Dienste der Propaganda zuließen. Während der Herrschaft der Mujaheddin und des Jihad (Heiliger Krieg) ab 1992 zur Befreiung von der kommunistischen Herrschaft entstand eine Art politisches Lied, das die Mujahedin pflegten, um sich für den Kampf Mut zuzusingen und bei der die Musik jedoch ideologisch dem Islam dienen musste. In der Folge wurden Musikschulen geplündert, Instrumente verbrannt und zerstört, Musikfilme verboten, Musiker mit dem Tod bedroht und dann die Häuser des Musikerviertel in Kabul im April 1992 zerstört. Von 1996 bis zur militärischen Intervention der NATO nach dem 11. September 2001 bestand unter den Taliban eine extreme Interpretation des Islam und der Versuch die afghanische Identität, Geschichte und Kultur zu zerstören: Bücher-, Kassetten und Videoverbrennungen, Zerstörung des kompletten afghanische Filmarchivs, der Buddhas von Bamiyan und Bann jeglicher Musik, Radio und TV. Erlaubt waren nur religiöse Gesänge ohne instrumentale Begleitung (Lieder ohne Musik).      
Nach einer langsamen Erholung der Musikszene Afghanistans ab 2010 werden die Musiker*innen in Afghanistan nun seit der erneuten Machtübernahme der Taliban 2021 wieder verfolgt, gejagt und getötet, Musik ist verboten, Instrumente werden verbrannt und zerstört.

Seit dem konnten zahlreiche Musiker*innen nach Europa evakuiert werden. Es warten jedoch noch hunderte verfolgter Musiker*innen in Afghanistan auf eine Zukunft in Sicherheit und ihre Evakierung.

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Biografien von Meistermusiker*innen und Ensembles afghanischer Musik in Europa


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In Zeiten, in denen die Archivierung, Dokumentation und Forschung zu afghanischer Musik wegen des Verbots durch die Taliban nicht mehr in Afghanistan möglich ist, hat die internationale Forschungsgemeinschaft eine besondere Verpflichtung aktiv zu sein.
An verschiedenen Hochschulen und Universitäten in Europa gibt es Forschungsprojekte und passionierte Wissenschaftler*innen und Medienschaffende aus unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern, die sich mit Aspekten afghanischer Musik und Kultur befassen. 
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In Afghanistan ist seit 2021 die Ausübung aller Künste verboten, auch die der Musik. Die Musikszene benötigt dringend die Solidarität der internationalen Gemeinschaft, die sich in verschiedenen kulturpolitischen Initiativen engagieren.


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Details | 0Informationen zu Möglichkeiten in Europa afghanische Musik und afghanische Instrumente zu lernen - in Musikschulen mit Musiklehrer*innen und mit traditionellen Meistermusiker*innen.
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Die Recherche zu Afghanischer Musik im Exil wurde durch ein 'Auf geht's' Künstlerstipendum im Rahmen der Corona-Hilfen des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW 2022 ermöglicht. 


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