Bassem Hawar (1972) studierte am Konservatorium in Bagdad irakische und orientalische Musik mit Hauptfach Djoze sowie an der Universität Geige und Musikwissenschaft. Mehrere Jahre lang unterrichtete er am Konservatorium und an der Musikschule in Bagdad Djoze, Geige und Musiktheorie. Er spielte in verschiedenen, dem Kulturministerium unterstellten Formationen, wie Al Bayariq, Al Nahar al jadid, Babel und dem staatlichen Sinfonieorchester. Zusammen mit seinem Bruder Saad Mahmood gründete er die Gruppe Melodic.
Er baut seine Instrumente selbst und hat die Djoze so weiterentwickelt, dass sie alle Formen arabischer und europäischer Musik spielen kann und nicht nur auf ihren traditionellen Bereich des irakischen Maqam begrenzt bleibt. Nach seinem Entwurf werden heute Instrumente als Bassems Djoze gebaut.
Seit dem Jahr 2000 lebt Bassem Hawar in Deutschland und hat in zahlreichen Formationen unterschiedlichster Musikrichtungen mitgewirkt. So spielt er u.a. Jazz mit der niederländischen Formation Yuri Honing Trio, europäische mittelalterliche Musik mit Sanstierce und La Beltatz, Flamenco mit dem Trio Ziryab, Neue Musik und Experimenteller Jazz mit dem Duo Crossover Bagdad-Köln. Er ist Mitbegründer der Ensembles Lagash, Ahoar und Sidare, mit denen er in Deutschland und international konzertierte. Mit Ahoar gewann er 2007 den 1. Preis beim Bundeswettbewerb Creole.
2018 gründete er das Nouruz- Ensemble zusammen mit fünf Virtuosen, die in ihren Heimatstädten Bagdad, Aleppo und Teheran die alten orientalischen Instrumente Djoze, Santur, Nay, Duduk, Qanun und verschiedenen Trommeln studiert haben und heute in Deutschland leben und musizieren. Sie spielen auf ihren uralten Instrumenten nicht ausschließlich orientalische Musik, sondern haben in Deutschland viel ausprobiert und mit Gruppen unterschiedlichster Musikrichtungen zusammengespielt. Mit der Gründung des Nouruz-Ensembles möchten die Musiker eine zeitgenössische orientalische Kunstmusik jenseits des seit Jahrhunderten nahezu unveränderten Maqam und der ägyptisch geprägten Popmusik schaffen. Sie glauben, dass dies nur im europäischen Exil und nur im Kontakt zu anderen Musikkulturen möglich ist. Nur hier können die alten Instrumente vor dem Aussterben gerettet werden, können zeitgenössische Kompositionen entstehen, die an die klassische arabische Tradition anknüpfen, aber einen veränderten Blick auf die eigene Kultur spiegeln und Einflüsse aus anderen Musikkulturen nicht fürchten, sondern begrüßen.
Bassem Hawar wurde für seine Arbeit mit dem WDR Jazzpreis 2020 in der Kategorie Musikkulturen ausgezeichnet.
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