Datum: Samstag 18.09.2021
Ort: Alte Feuerwache Köln
Block 1 - Session 13
12.00h – 13.30h
Musikfilm in Türkisch mit Deutschen Untertiteln
anschliessend Talk mit der Kölner Saz / Tembûr-Spielerin und mit Husniddin Ato / Oud-Spieler aus Uzbekistan
Roadmovie Saz
Die Musikerin Petra Nachtmanova macht sich auf eine Reise von Berlin bis ins legendäre Khorassan auf der Suche nach dem Ursprung ihres Instruments, dass sie in Kreuzberg kennengelernt hat. Auf dem Weg stellt sie immer eine Frage: 'Kannst Du mir ein Lied beibringen, dass ich zurück nachhause mitnehmen kann?' Es ist die Reise ihres Lebens: Petra Nachtmanova reist ans Ende der Welt und gleichzeitig mitten in ihr Herz. Mit ihrer Saz auf dem Rücken macht sich die Berliner Musikerin auf die Suche nach dem Ursprung des mythenumrankten Saiteninstruments, das ihr in Kreuzberg begegnet ist. Sie fährt von Berlin nach Istanbul, quer durch Anatolien, über die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus bis in die staubigen Wüsteneien des östlichen Iran. Sie trifft bosnische Instrumentenbauer, Musiklehrer, die in Hemd und Anzug Berge besteigen und kettenrauchende Turkmenen, die möglicherweise den Bluesrock erfunden haben. Alle bittet sie um eines: „Spiel mir ein Lied, das ich mit nach Hause nehmen kann.“
„Saz“ ist ein Film von Stephan Talneau über die Kraft der Musik und die Weite der Welt, Roadmovie und Sinnsuche zugleich, ein atemberaubender Trip in die Grenzregion zwischen Europa und Asien der zeigt, dass es trotz Konflikten und Krisen da draussen sowohl einen menschlichen Alltag als auch etwas besonderes gibt, was uns alle zusammenhält.
Die Sängerin, Komponistin und Tembûr-Spielerin Astare Artner hat kurdische Wurzeln und wuchs in Österreich auf. Im Alter von sechs Jahren kam sie in Berührung mit der spirituellen Alevi Musik, die ein fester Bestandteil ihrer Kultur ist. Mit 10 Jahren besuchte sie das Franz Schubert Konservatorium in Wien und erlernte unter der Leitung von Mansur Bildik und später von Nusret Firat, das Spiel auf der Langhalslaute Saz.
1999 nahm Astare in Istanbul ihr erstes Musikalbum auf. 2005 zog sie nach Frankreich und begann in der französischen Weltmusikszene Fuß zu fassen. Es folgten diverse internationale Projekte und Konzerte. So moderierte sie unter anderem eine eigene Musiksendung in einem kurdischen Fernsehsender. 2013 zog sie nach Köln. Nach einer kreativen Pause gab sie ab Sommer 2019 erneut Konzerte, u. a. in Köln, Palermo sowie beim Unity in Diversity Festival in Köln mit dem Istanbuler Jazzpianisten Saki Cimen. Aktuell arbeitet sie mit einem Istanbuler Label an ihrem neuen Musikalbum. Digital ist sie an verschiedenen grenzüberschreitenden Projekten beteiligt.
Astares Repertoire besteht hauptsächlich aus alten mystischen und spirituellen Liedern der alevitischen Tradition sowie Eigenkompositionen, zu denen sie sich auf ihrer Tembûr begleitet. Größtenteils singt sie in ihrer Muttersprache Zazaki. Dies ist eine indogermanische alt-iranische Sprache, die von der UNESCO auf die Liste der bedrohten Sprachen gesetzt wurde. In den Texten geht es hauptsächlich um die Natur und die Quelle der Existenz, die Liebe. Die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft kommen in fast all ihren selbstkomponierten Stücken vor. Dabei nimmt sie ihre Inspiration aus den ihr bekannten und überlieferten jahrhundertealten mystischen Motive und Traditionen.
Video Interview mit Astare Artner
Husniddin Ato ist ausgebildeter Musiker, Ethno-Musikwissenschaftler und Kulturmanager aus Usbekistan und einer der führenden Spezialisten traditioneller zentralasiatischer Musik des Landes. Er ist Direktor und künstlerischer Leiter des freien Kulturbüros Oxus Culture in Tashkent. 2007 schloss er sein Studium am Staatlichen Konservatorium Usbekistan mit einem Master an der Fakultät für orientalische Musik ab, absolvierte eine Zusatzausbildung am Kompetenzzentrum Kulturmanager des Goethe Instituts und hospitierte bei verschiedenen renommierten Kulturinstitutionen in Deutschland. Er ist seit Jahren auf internationalen Musikmessen und Festivals ein gern gesehener Repräsentant der unabhängigen Musikszene Zentralasiens, der sich engagiert für die Förderung des immaterielle Kulturerbes und die kulturellen Vielfalt in der Musik wie dem Bukhara Shashmakom, Makam Traditionen aus dem Fergana Tal, aus der Tashkent und der Khorezm Region einsetzt und das reiche volksmusikalische Repertoire Zentralasiens kennt. Er ist Berater für das International Music Festival 'Sharq taronalari' in Samarkand. Mit internationalen Organisationen kooperierte er in Usbekistan, in Europa, China und den USA und organisiert Tourneen, Konzerte und Kulturkonferenzen.
Als geschätzer Fotograf werden seine Live-Fotos von internationalen Musikfestivals und von Musikern in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und in Büchern und Dokumentationen veröffentlicht.
Seit 2015 ist er Jury-Mitglied der Transglobal World Music Charts.