Datum: Freitag 17.09.2021
Ort: Alte Feuerwache Köln
Block 2 - Session 6
Zeit: 19.30h - 21.00h
Präsentation auf Englisch
anschliessend Möglichkeiten für Fragen und Diskussion
Herausragende Musikforscher*innen aus Griechenland, Kroatien, der Türkei und Frankreich berichten über ihre aktuellen Forschungen und Musikprojekte – alle angesiedelt zwischen Anatolien und Balkan und der Diaspora:
Dr. Kyriakos Kalaitzidis stellt seine spektakulären Forschungen zu byzantinischen Manuskripten profaner Musik des östlichen Mittelmeerraums vor und gibt Einblicke wie diese Forschungen in der aktuelle Musikpraxis genutzt werden (u.a. in seiner Zusammenarbeit mit dem MMM Projektorchester am 18.09.2021).
Dr. Dina Bušić berichtet über die wenig bekannten Musiken der Arbanasi in Kroatien und die daraus hervorgegangenen neuen Musikprojekte (u.a. Konzert des Duo Dina & Mel am 16.09.2021 in Köln im MMM Rahmenprogramm)
Dr. Martin Greve gibt Einblicke in seine aktuellen Forschungen zu „Migration, Erinnerung und Musikalischer Ausdruck - Musikalische Traditionen des zentralen östlichen Anatoliens und in der Diaspora', die auch eine spannende Aktualisierung seines Standard-Werkes 'Musik der imaginären Türkei' sind.
Dr. Talia Bachir-Loopuyt wird über ihre neuere Forschungen über türkische Musik in Frankreich berichten.
Kyriakos Kalaitzidis (1969), Komponist, Oud-Spieler, Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Ensembles En Chordais, ist einer der angesehensten Musiker und Musikwissenschaftler auf dem Gebiet der modalen weltlichen Musik der postbyzantinischen Epoche des Mittelmeerraums.
Er gibt Vorlesungen und Meisterkurse an bedeutenden Institutionen wie der Princeton University, der Université de Strasbourg, dem Istanbul State Conservatory, der Turin University und dem Holly Cross College in Boston. Von 2002 bis 2005 hat er als künstlerischer Leiter des Projekts MediMuses über das musikalische Kulturerbe des Mittelmeers geforscht. 2012 veröffentlichte das Orient-Institut Istanbul seine Doktorarbeit über Postbyzantinische Musikmanuskripte als Quelle orientalischer weltlicher Musik. Seit 2020 ist er Associated Professor für Musikwissenschaft an der Universität von Ioannia.
Auf großen Festivals und in renommierten Konzerthäusern gab er als Solist und mit seinem Ensemble En Chordais mehr als 2000 Konzerte in mehr als 45 Ländern.
Homepage Kyriakos Kalaitzidis
Dr. Dina Bušić ist klassisch ausgebildete Sopranistin und promovierte Musikwissenschaftlerin. Sie hat Sologesang bei Stojan Stojanov Ganchev studiert und ihre wissenschaftliche Ausbildung an der Zagreb Academy of Music absolviert. Derzeit ist sie Leiterin der Kultur- und Sportabteilung der Stadt Zadar. Schon in jungen Jahren begann sie aktiv zu singen; viele Jahre in verschiedenen Chören in Zadar und Zagreb, mit traditionellen dalmatinische Acapella-Gruppen sowie Folk-Ensembles. Sie schrieb Musikkritiken in Tageszeitungen, arbeitete als Musiklehrerin an Schulen. Sie war Musikproduzentin am Kroatischen Nationaltheater in Zadar und Direktorin des Zadar Concert Office. Als Autorin hat sie Musikmonographien über das Kammerorchester und die Musikschule in Zadar herausgegeben. Schon während ihrer Studienzeit hat sich die Musikethnologin intensiv mit dem Thema Identität durch die Kunst der Musik beschäftigt, vorwiegend mit den vergessenen Liedern der Arbanasi - katholische Albaner, die 18. Jahrhundert aus der Gegend um Skadar-See in Norden Albaniens einwanderten nach Zadar. Vor allem weil es sie auch selbst betrifft, hat sie mit dem Projekt „Nightingale - Forgotten songs of the Zadar Arbanasi“ diesen fast in Vergessenheit geratenen Schatz erkundet, in Zusammenarbeit mit weiteren Musiker*innen bearbeitet und neu aufgenommen.
Dr. Martin Greve, Musikwissenschaftler und Musikethnologe, hat seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Musik der Türkei gelegt und sich in seiner Dissertation mit der Geschichte Türkischer Kunstmusik im 20. Jahrhundert beschäftigt. 2003 habilitierte er sich mit einer Studie über Türkische Musik in Deutschland. Martin Greve unterrichtet an verschiedenen Universitäten und Musikhochschulen in Deutschland und in der Schweiz in den Fachbereichen Musikethnologie, Türkische Musik sowie Interkulturelle Kompetenz, u.a. an der TU Berlin, FU Berlin, Universität der Künste Berlin, Universität Basel, Universität Heidelberg sowie an den Musikhochschulen Stuttgart und Köln. Im Auftrag der Berliner Ausländer- und Integrationsbeauftragten schrieb er Broschüren über das türkische und das koreanische Leben in Berlin. Von 2005 bis 2011 war er Leiter des Studienprogrammes Türkische Musik an der Rotterdam World Music Academy, einem Teil von Codarts Rotterdam. Als Berater der Berliner Philharmonie war er mit verantwortlich für dem Konzertprogramm “Alla Turca” und im Rahmen von Kulturhauptstadt Essen 2010 übernahm er die künstlerische Leitung des interreligiösen Konzertprogrammes „Night Prayer“. Seit 2011 lebt und arbeitet Martin Greve in der Türkei, wo er am Orient-Institut Istanbul zunächst als wissenschaftlicher Referent für das musikwissenschaftliche Forschungsfeld Musik im Osmanischen Reich und in der Türkei verantwortlich war und seit Dezember 2020 als Projektleiter des DFG-geförderten zweijährigen Forschungsprojektes „Migration, Erinnerung und Musikalischer Ausdruck - Musikalische Traditionen des zentralen östlichen Anatoliens in der Türkei, Berlin und Paris“ tätig ist.
Talia Bachir Loopuyt studierte Germanistik an der Ecole Normale Superieure de Lyon, Musikwissenschaft und Ethnologie an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales de Paris (EHESS) in Paris. Sie promovierte 2013 mit einer Arbeit über Weltmusik-Festivals und das Ideal einer pluralistischen Gesellschaft in Deutschland (Cotutelle-Promotion an der EHESS Paris und an der Humboldt Universität zu Berlin). Danach war sie Postdoktorandin an der Universität Jean Monnet in Saint-Etienne/ Frankreich und an der Universität Lausanne/ Schweiz, forschte dort über Musik in der Migration aus der Türkei und über Islam im öffentlichen Raum in Frankreich und Europa. Seit 2016 ist sie Maîtresse de Conférence für Musikethnologie an der Universität Tours/ Frankreich und leitet dort das Projekt 'D’ici et d’ailleurs' zu den Lebenswegen von Musikern aus Tours und der Region Centre in Frankreich. Ihre aktuellen Projekte befassen sich mit der Geschichte der Musikethnologie und der Vermitlung von Musik aus den Orient in Frankreich seit den 60er Jahren. Daneben ist sie involviert in mehreren Organisationen an der Schnittstelle von Forschung und Kultur wie dem Ethnopol CMTRA und dem Festival Haizebegi in Bayonne/ Frankreich.