Egschiglen („Wohlklang/ Schöne Melodie“) ist ein Ensemble mongolischer Meistermusiker, die seit gut fünfundzwanzig Jahren ein gemeinsames Ziel verfolgen und dieses auf musikalisch beeindruckende und künstlerisch vielfältige Weise präsentieren: Fest verwurzelt in den traditionellen Musikkulturen der Mongolei bilden diese musikalischen Schätze den Ausgangspunkt für ihre zeitgenössischen Kompositionen und Interpretationen. Die Musiker nehmen uralte Klänge und lassen sie im Hier und Jetzt mit persönlichen Erfahrungen und Begegnungen verschmelzen. Dadurch erklingen musikalische Abenteuer, die uns das Traditionelle und Archaische neu entdecken lassen und gleichzeitig kulturelle Grenzen überschreiten und künstlerische Genres durchreisen.
Egschiglen präsentiert verschiedene Konzertprogramme in folgenden Formaten:
Trio / Quartett / Grosses Ensemble mit Gastmusiker*innen
Uugan (Uuganbaatar Tsend-Ochir) wurde in der Provinz Mittelgobi in der Mongolei geboren und wuchs unter Nomaden unter freiem Himmel auf. Er ist Kontrabassist, ausgebildeter Musikproduzent, Tontechniker und Gründer des mobilen Tonstudios 'TENGERTON – Töne des Himmels'.
1988 spielte er als Kontrabassist im Kammerorchester des Musiktheaters Dalanzadgad in der Region Süd-Gobi. Von 1992 bis 1996 war er Meisterschüler an der Mongolian State University of Culture and Arts in Ulaanbaatar mit den Schwerpunkten mongolische Bassgeige In Khuur, allgemeine Musiklehre und Musikpädagogik (Abschluss mit besonderer Auszeichnung). Von 1996 bis 1998 arbeitete er als Dozent für Kontrabass und als musikalischer Begleiter traditionell-mongolischer Streichquartette an der State University of Culture and Arts sowie als Kontrabassist mit dem staatlichen 'Mongolian National Song and Dance Academic Ensemble'. Seit 1998 gehört er als festes Mitglied dem Ensemble EGSCHIGLEN an.
Uugan machte sich schnell einen Namen als musikalischer Virtuose, herausragender Kontrabassist und Musikarrangeur interkultureller Klangwelten und Intrumentenbauer. Er wirkt regelmässig als Gast des internationalen Ensembles Meïkhâneh unter Leitung des französischen Musikers und Musikwissenschaftlers Johanni Curtet mit. Seit 2009 ist er als Musikproduzent und Tontechniker tätig, u.a. in der Mongolei und in der Metropolregion Nürnberg. 2011 wurde Uugan der mongolische Staatspreis für Kultur verliehen und trägt den Titel 'Ausgezeichneter Kulturschaffender der Mongolei'.
Amra (Amartuvshin Baasandorj) ist ein Meister des traditionellen Obertongesangs Khoomii und ein Multi-Instrumentalist. Er spielt die Tobshuur (Schwanenhalslaute) und Khuuchir (Schlangenhaut-Geige), die Pferdekopfgeige Moriin Khuur und Perkussion. Aufgewachsen ist er in der Region Chandman Sum in der West-Mongolei, dem Geburtsort des Obertongesangs. Er stammt aus einer Familie berühmter Khoomii Sänger und hat von frühester Jugend von seinem Vater und Onkel das traditionelle Repertoire und die Feinheiten von fünf verschiedenen Khoomii Stilen gelernt.
Als weltoffener und experimentierfreudiger Khöömii Sänger wirkte er an zahlreichen internationalen Musikprojekten und Tourneen mit, u.a. mit dem BuJazzO Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland, 2016 mit dem Ensemble großer monolischer Meister Anthology of Mongolian Khöömii und seit 2014 zu den regelmässigen Gästen des internationalen Projekts The Musical Voyages Of Marco Polo unter Leitung des griechischen Komponisten Kyriakos Kalaitzidis. Auch als Solist trat er auf zahlreichen Festivals, in Museen und für Rundfunk und TV auf.
2008 wurde Amra mit dem mongolischen Staatspreis für Kultur ausgezeichnet und trägt den Titel „Ausgezeichneter Kulturschaffender der Mongolei“.
Geboren 1988 in Selenge Yruu, gelegen in der Provinz an den Ufern des Selenge Flusses an der nördlichen Grenze der Mongolei zu Russland.
Er studierte 2005 - 2009 Musik an der Nationaluniversität in der mongolischen Hauptstadt Ulanbator und schloss mit einem Bachelor of Art ab. Von 2006 - 2010 studierte er an der Universität für Kunst und Kultur in Ulanbator Gesang und Musikpädagogik. Er schloss dieses Zweitstudium mit einem Bachelor als Gesangs- und Musiklehrer ab und arbeitete anschlissend als Musiklehrer an der Realschule in Ulanbator. Von 2011 - 2013 Engagement als Morin Khuur Musiker und Sänger am mongolischen Kulturzentrum in Namyangju/ Südkorea. 2013 Übersiedlung nach Ingolstadt/ Deutschland. Seit dem hat er zahlreiche Auftritte als Solist auf der Morin Khuur und als Sänger sowie als Gastmusiker mit verschiedenen Ensembles wie Hosoo & Transmongolia, Sound Affinities Ensemble, Ephyra, Khukh Mongol und Egschiglen in Deutschland und anderen europäischen Ländern absolviert.
Er spielte u.a. im November 2019 zum 10. Jubiläum des UNESCO Lehrstuhls für Transkulturelle Musikstudien an der Musikhochschule FRANZ LISZT Weimar und seit 2020 regelmäßig mit dem Ensemble Egschiglen bei Konzerten in Frankreich, Portugal, Griechenland und Deutschland.
Ariunaa wurde 1973 in Ulaanbaatar geboren. Von 1985 bis 1992 studierte sie traditionellen mongolischen Tanz an der Musik und Tanzschule und am Musikkolleg in Ulaanbaatar. Von 1992 bis 1995 arbeitete sie als Tänzerin im staatlichen „Mongolian National Song and Dance Academic Ensemble“ in Ulaanbaatar. Seit 1995 gehört sie als festes Mitglied dem Ensemble EGSCHIGLEN als Tänzerin an.
2011 wurde sie mongolische Staatspreisträgerin für Kultur und erhielt den Titel „Ausgezeichnete Kulturschaffende der Mongolei“.
Das Ensemble gründete sich 1991 am Konservatorium Ulaanbaatar. Auch heute noch bilden drei der Gründungsmitglieder das Herz des Ensembles. Es wird sowohl in der Mongolei als „Mutter der mongolischen Musik“ verehrt, wie auch international hoch geschätzt. Seit vielen Jahren haben die Musiker im süddeutschen Franken ihr zweites Zuhause gefunden.
Gründungsgeschichte von Egschiglen
In den kargen, endlosen Weiten der Mongolei lebt eine versteckte Sprache, die nur die Musik entziffern und übersetzen kann. Die nomadischen Hirten verbringen auch heute noch einsame Tage in den Steppen und Bergen, wo der Wind, die Geräusche der Tiere und ihre Lieder die einzige Unterhaltung sind. Es ist ein tiefes menschliches Bedürfnis, diese immensen leeren Räume mit Klängen zu füllen, die Topographie der Landschaft in Melodien nachzuzeichnen und dem Wind, der alle Klänge und Geräusche unserer Erde in sich trägt, zu antworten. Doch nicht nur die sichtbare Landschaft bzw. Natur bestimmt die traditionelle mongolische Musik. Jahrhundertlang überlebte in der Mongolei, trotz Lamaismus, Buddhismus und sowjetischem Einfluss, eine animistische Weltsicht, die die Natur magisch verehrt. Jeder Stein, jeder Berg, jedes Gewässer, der Himmel, die Wolken, der Wind hat eine Gottheit und ist von einem Geist beseelt, mit dem man kommuniziert, um ihm Respekt zu zeigen und ihn günstig zu stimmen.
Egschiglen hat sich von Anfang an explizit gegen eine museale oder gar folkloristische Wiedergabe dieses musikalischen Erbes entschieden. Mit einem weltoffenen und neugierigen Blick setzen die Musiker die zeitgenössische Musik in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit und erforschen systematisch die klanglichen Dimensionen von Werken mongolischer Komponisten der klassischen Moderne. Sie bearbeiten den ‚kreativen Steinbruch’ mongolischer Klänge, Rhythmen und Rituale auf ihre ganz eigene Weise und mit größter Virtuosität: das Vergangene wird zeitgenössisch und das Regionale universell.
Ihre Musik ist von kammermusikalischer Feinheit und Transparenz, aber auch geprägt von ganz ursprünglicher und mitreißender Kraft: Mal glaubt man die Hufe der kleinen zähen Mongolenpferde zu hören, auf deren Rücken Chingis Khan das größte Weltreich aller Zeiten begründete. Dann wieder führt die Musik hinein in die klare Stille der Wüste Gobi, wo nur der Wind in den Dünen singt. Bei Egschiglen beeindrucken die in Zentralasien bekannten Melodien schamanischer und buddhistisch-lamaistischer Tradition durch die Vielfalt des Ausdrucks und durch ausgefeilte Arrangements : epische Gesänge Tuuli und Lobeshymnen Magtaal, kurze und lange Lieder Urtiin Duu sowie der Khoomii Gesang. Auf ihre unverwechselbare Art hauchen die Musiker diesen Lieder neues Leben ein – mit orchestraler Instrumentierung und mit ihren Solo- und Chorgesängen, schaffen neue Stücke in diesen Stilen und begeistern damit das Publikum vom Nordkap bis zum Äquator.
Ihre Konzertreisen führten sie bereits in fast alle Länder Europas sowie in die Türkei und den Kaukasus, nach Nordafrika, alle Länder Zentralasiens sowie China und Südostasien. Egschiglen gastierten weltweit bei renommierten Klassik- und World Music Festivals und spielten in bekannten Kammermusik-Sälen und an außergewöhnlichen Spielorten.
Liste ausgewählter Konzerte
Ebenso standen experimentelle und Genre-übergreifende Kollaborationen auf ihrem Programm: von DJ Remix-Projekten, Studio-Produktionen wie für die ethnische Instrumentenlibrary 'Ethno World 4 Professional“ produziert von Marcel Barsotti, über Theater-, Film- und Kunstproduktionen wie die Rock-Oper „Gengis Khan“ mit der Amorevole Compagnia Pneumatica in Bologna in Italien (1997), die Performance von Jennifer Tee im Frankfurter Kunstverein „Jen & the throatsingers“ (2002) bis hin zu musikalisch-interkulturellen Begegnungen wie beispielsweise dem „Tien-Shan-Schweiz-Express“ (2002).
Gerne unternehmen sie auch gewagte Balance-Akte zwischen verschiedenen Musikkulturen und Genres wie die Bearbeitung von Fundstücken aus ihrer aktuellen Heimat Franken: traditionelles Liedgut aus dem Altmühltal, bearbeitet als mongolisches Khoomii-Morin Khuur Cross-Over !
2007 wurde Egschiglen mit dem Weltmusikpreis „creole Bayern“ ausgezeichnet.
Durch ihren vielfältigen musikalisch-künstlerischen Austausch und ihre langjährigen internationalen Erfahrungen haben die Musiknomaden von Egschiglen ihren eigenen musikalisch-kreativen Kompass entwickelt, mit dem sie in jeden Winkel der Welt reisen können – immer im Gepäck ist ihre mit Melodien und Rhythmen reich gefüllte Schatz-Yurte.
Zum Tod von Yanlav Tumursaihan
Tumruu ist am 18. September 2021 in der Mongolei nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.
Er war weit über 25 Jahre prägende Persönlichkeit für die Erhaltung der reichen und vielfältigen mongolischen Musiktraditionen und mit Egschiglen ein unermüdlicher Botschafter weltweit. In den Konzerten und bei musikalischen Treffen hat er mit Virtuosität und Humor das Publikum musikalisch mit auf Reisen durch die weiten Steppen der Mongolei genommen. Seine aufrichtige und herzliche Zugewandheit zu den Menschen kannte keine kulturellen Grenzen.
Es war eine grosses Glück und eine Ehre mit ihm diesen Weg über viele Jahre geteilt zu haben. Wir trauern um einen eindrucksvollen Musiker und Menschen.
Tumruu (Yanlav Tumursaikhan) wurde 1972 in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar geboren. Von 1984 bis 1991 studierte er Moriin Khuur an der Musikschule und am Musikkolleg in Ulaanbaatar unter der Leitung des renommierten mongolischen Musikers Batchuluun. Er ist Gründungsmitglied des traditionellen mongolischen Streichquartetts MORIN ERDENE, das er mit Studienkollegen 1991 ins Leben rief und mit dem er zwei Jahre lang am Theater der Provinz Tuv Aimag arbeitete.
Er ist auch Gründungsmitglied der Gruppe EGSCHIGLEN, in der er seit 1993 Morin Khuur und Hel Khuur spielt, als Sänger, Musikarrangeur und Komponist aktiv ist. Er arbeitet auch als Musiklehrer für mongolische Musik an Schulen in Nürnberg, München und Stuttgart.
Seit 2010 gehört Tumru für die Kindertheater-Produktionen „Das Geschenk des weißen Pferdchens“ zum Ensemble des Theater Schauburg (München) und seit 2016 für die Kindertheater-Produktion 'Der unvergessene Mantel' zum Ensemble des Theater Mummpitz (Fürth/ Nürnberg).
Als Solist wirkte er in zahlreichen interkulturellen Musikprojekten mit, u.a. im Avantgarde-Projekt 'Heimat surreal' (2013) von Artscenico Dortmund und gehört seit 2016 zum internationalen Ensemble Matthias Duplessy & 3 Violins of the World.
2003 wurde Tumru mit dem mongolischen Staatspreis für Kultur ausgezeichnet und trägt den Titel „Ausgezeichneter Kulturschaffender der Mongolei“.
Saran stammt aus der mongolischen Stadt Nomgon in der Provinz Südgobi. In ihrer Musiker-Familie spielten schon immer die Volksmusiktraditionen eine große Rolle. Bereits in jungen Jahren gewann sie Gold- und Silber-Medaillen bei nationalen Volksmusikfestivals in Ulaanbaatar. Von 1984 bis 1991 studierte sie Joochin an der Musikschule und am Musikkolleg in Ulaanbaatar. Noch als Schülerin wurde sie 1989 aufgrund ihres außergewöhnlichen Talents auserwählt, in Nordkorea beim 13. Internationalen Jugend- und Studentenfestival aufzutreten. Zur damaligen Zeit war dies in der Mongolei nicht selbstverständlich. Mit StudienkollegInnen gründete sie das Ensemble MORIN ERDENE, mit dem sie von 1991 bis 1993 am Theater der Provinz Tuv Aimag aktiv war. Von der Gründung des Ensemble EGSCHIGLEN 1991 bis 2017 gehört sie als festes Mitglied zur Gruppe. Ab 2018 tritt sie als gerngesehene Gastmusikerin bei ausgewählten Konzerten mit Egschiglen auf.
Neben Joochin spielt sie auch Jatga, ist Solosängerin und arrangiert Musikstücke. 2008 wurde sie mit dem mongolischen Staatspreis für Kultur ausgezeichnet und genießt den Titel „Ausgezeichnete Kulturschaffende der Mongolei“.
Tume wurde in der süd-mongolischen Provinz Baynhongor geboren. Von 1982 bis 1991 studierte er Moriin Khuur an der Musikschule und am Musikkolleg in Ulaanbaatar unter der Leitung des berühmten mongolischen Musikers G. Jamyan. Er ist Gründungsmitglied des traditionell mongolischen Streichquartetts MORIN ERDENE, mit dem er von 1991 bis 1993 am Theater der Provinz Tuv Aimag als Solo Moriin Khuur Musiker (wie 1. Geiger im klassisch europäischen Quartett) arbeitete.
Von der Gründung des Ensemble EGSCHIGLEN 1991 bis 2017 gehörte er als festes Mitglied zur Gruppe. Ab 2018 tritt er als gerngesehener Gastmusiker bei ausgewählten Konzerten mit Egschiglen auf.
Neben seinen instrumentalen Künsten auf der Moriin Khuur, ist Tume auch als Sänger und Musikarrangeur tätig. 2003 wurde er mit dem mongolischen Staatspreis für Kultur ausgezeichnet und genießt den Titel „Ausgezeichneter Kulturschaffender der Mongolei“.